Freitag, 31. Januar 2014

Tierschau




Ich mochte so ein sechsjähriger Bub gewesen sein, als ich bei einem meiner täglichen Streifzüge in die Felder und Wälder rund um das Dorf auf den Blättern einer Kartoffelstaude ein Tier entdeckte, das sich jeder systematischen Zuordnung, zu der ich damals fähig war, entzog. Beinahe erschreckte mich sein Aussehen, obwohl die pergamentene, nackte Haut an Farbenpracht kaum zu überbieten war. Das mir so befremdlich erscheinende Wesen hatte etwas, was mich augenblicklich fesselte. Dieses Etwas löste augenblicklich ein Blitzgewitter in meinen Synapsen aus, ich merke aber an, dass ich das damals anders formuliert hätte.
Der offensichtlich extrem elastische, in alle Dimensionen verformbare, kurzschlangenförmige Nachtschattengewächsnager (wiederum ein Beschreibungs-modus, der ausschließlich in seiner Umständlichkeit Erwachsenen vorbehalten ist) hatte einen Schwanz. Nicht einen zum Wedeln, nicht einen zum Fliegenverscheuchen, es war eigentlich nur ein Körperfortsatz ohne erkennbare Funktion – aber eindeutig ein Schwanz.
Ich musste mich trotz aller Spiele meiner Fantasie mit dem Gedanken anfreunden, dass es sich um eine Raupe handelte, was der Exotik des Tieres etwas an Exklusivität nahm. Allerdings, und das wertete den Fund wieder auf, ging es hier eindeutig um eine Riesenraupe. Zum Zeitpunkt dieser Erkenntnis war mein Plan schon fix und fertig. Die Sache musste ausgeschlachtet werden, finanziellen Ertrag bringen. Wie, wusste ich auch schon. Wer exotische Tiere ausstellen will – in einer Menagerie etwa, muss zuerst einmal einen entsprechenden Käfig zur Verfügung haben – an Freianlagen aus Grünen der artgerechten Haltung dachte damals noch niemand. Vor allem aber hatte ich das Tier als Art zu benennen. Ich war mir vollkommen sicher, dass es sich nur um eine „afrikanische Schwanzraupe“ handeln konnte und das stand dann auch kurz darauf in Großbuchstaben auf der Außenseite des Schuhkartons, der zugleich Käfig, Schauraum und Auslauf war.
Innerhalb weniger Stunden konnte man an Scheunen, Stalltüren und Hausmauern Plakate bestaunen, die für einen Eintrittspreis von fünf Groschen ein unvergleichliches  Erlebnis, nämlich die Besichtigung eines extrem seltenen Exemplars der afrikanischen Schwanzraupe versprachen.
Und die Leute kamen, nicht übermäßig viele, neben Vater und Mutter waren es vier Nachbarkinder, der Bauer, auf dessen Feld die Kuriosität gefunden wurde und eine Tante. Sie alle zahlten - in Summe 40 Groschen. Meine Schwestern warfen auch einen Blick auf die - zugegeben ziemlich einseitige und klar umrissene Tierschau -zahlten aber nicht.
Ich war zufrieden, der Erlös erlaubte mir den Ankauf eines Linienspiegels (von dem ich glaubte, er wäre ein technisches Gerät mit optischen Komponenten) und von drei Stollwerk mit Zitronengeschmack.

Lacerta agilis, die Zauneidechse - samt Verwandtschaft





Alleine das Wort Eidechse verweist auf die Tatsache, dass diese Tiere aus Eiern schlüpfen, wie zum Beispiel die Bergeidechse, die Waldeidechse und die Blindschleiche, die lebende Junge zur Welt bringen. Also ist es vielleicht doch nicht das Ei, sondern der Eid, der den Echsen vorangestellt ist?

Wie trennt man das Wort „Eidechse“? Ei=dechse geht aus besagten Gründen nicht, außerdem gibt es nirgendwo auf der Welt Dechsen. Bleibt also nur Eid=echse. Echsen gibt es und Eid ist ebenfalls ein geläufiger Begriff.
Nach dieser Feststellung läuten so manche Alarmglocken. Welchen Eid haben die Reptilien geleistet, welchen Schwur wo und wann abgelegt? Vor allem aber, warum? Gibt es unter ihnen auch Meineid-Echsen. Welche Strafe erwartet diese? Und was, bitte, ist ein Zauneid? Ein Schwur an der Grundstücksgrenze?

Fragen über Fragen! Viel leichter tut man sich da schon mit den Vertretern der großen Echsenfamilien. Man grübelt nicht lange nach, sondern merkt sich die Namen einfach. Wer kennt nicht die herzigen Ginkos oder die heftig nickenden Agaven? Die kurzbeinigen Skunke, wie der Apotheker-Skunk, laufen dir schon in Griechenland über den Weg. Jeder Südamerika-Reisende wird von den mächtigen Grünen Legionen beeindruckt sein, so wie der Fernreisende von den Kommoden-Merianen Haarsträubendes zu berichten weiß. Es ist durchaus möglich, dass du für die genannten Echsen Namen wie Gecko, Agame, Skink, Leguan und Waran hörst oder liest, nun gut, so kann man diese seltsamen Tiere auch nennen. Jeder, wie er mag.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass sich für die Zubereitung von Eidechseneierspeise einzig und allein Eidechseneier eignen.
Achte darauf, dass die Eier von glücklichen Eidechsen aus Bodenhaltung stammen. Eidechsenfreunde essen überhaupt nur Eier von frei laufenden Eidechsen.



Donnerstag, 30. Januar 2014

Erwähnenswert








Wo und wie nur?



Kürzlich las ich in meiner Tageszeitung die leichthin eingeworfene Feststellung: „Lange Schlangen bildeten sich vor den Schaltern“. Diese verwunderliche Nachricht warf derart viele bohrende Fragen auf, dass ich sie lieber nicht gelesen hätte. Warum bilden sich lange Schlangen, also Pythons oder Boas, vielleicht auch Mambas und Königskobras ausgerechnet vor Schaltern? In Bankfilialen, auf Postämtern? Warum tun sie das nicht - wie die Menschen - in der Schule, an einer Universität oder in Kursen der Volkshochschule. Wie nehmen sie Unterlagen, Skripten, etc. zu den Schaltern mit? Keine einfache Sache für handlose Wesen. Die logische Anschlussfrage aber muss lauten: Wo bilden sich kurze Schlangen, etwa Kreuzottern oder Sandvipern? Oder sind sie überhaupt nicht gewillt, sich Wissen angedeihen zu lassen wie die Blindschleichen, denen man es aber verzeihen kann, weil sie erstens blind und zweitens keine Schlangen sind.
Da schlägt man, um etwas Entspannung nach des Tages Mühen zu genießen, eine Zeitung auf – und was passiert? Durch unbedachte Formulierungen eines Redakteurs wird man aus der Bahn geworfen, von sich kumulierenden Fragen, die man nicht beantworten kann, bedrängt. Ich frage mich jedenfalls, ob ich in Zukunft Zeitungen, Bildung oder Schlangen meiden werde.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Hinweis

http://wetterhexe1112.blogspot.co.at/2013/07/konnt-ich-clematis-spielen.html

Veganer Löwe




Ein Löwe nährt sich, angetan
von Esoterik, meist vegan.
Er frisst, wie es das Handbuch lehrt,
pro Tag ein Tofu-Streifenpferd.
Zwar hasst der Löwe Bohnenquark
und - ist der Wille nicht so stark –
beendet ein Tourist die Reise,
doch wie gesagt, nur ausnahmsweise.

Anmerkungen



Was für ein Zufall!




Auf einer Wanderdüne saß
und überlegte dies und das,
ein Wanderfalk, warum auch nicht.
Ganz plötzlich sah er das Gesicht,
ein kränkelndes, der Wanderratte,
die eine Wanderniere hatte.
Da wurde es dem Falken klar,
dass dies schon mehr als Zufall war,
er konnte es kaum glauben.


Dienstag, 28. Januar 2014

Berechtigte Frage




An Uferböschungen des Mains
entdeckt man nie ein Krokodil.
Auch im Verlauf des Oberrheins
kein solches Großmaul, auch nicht eins,
ganz anders als am Blauen Nil.
Wie werden, fragt man, von den Socken,
die Tiere dann in Deutschland trocken?